8/23/2011

Interview with Infinitas (German version)


Ardeur
Das deutsche Post-Black Metal-Projekt Infinitas veröffentlichte jüngst die Debüt-EP "Ardeur". Pünktlich zum Release stand uns Thorn, seines Zeichens einzig festes Mitglied, Rede und Antwort.


Grüß Dich, Thorn! Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Gespräch mit Bonjour Tristesse nimmst. Zunächst etwas aus dem Standardrepertoire: wie stehts um Dein Befinden? Stimmt Dich das bisher erhaltene Feedback zufrieden?


Hey,  erstmal vielen Dank für dein Interesse an INFINITAS und die Möglichkeit,  deinen Lesern meine Musik und vorallem die aktuelle und erste EP, „Ardeur“, näher zu bringen.  Nach langem Warten und verschobenen Veröffentlichungsterminen bin ich nun sehr erleichtert, dass alles soweit geklappt hat und das Feedback doch durchweg positiv ist.

Nachdem "Ardeur" jüngst via Self Mutilation Services erschien, ist die EP nun auch über die Band selbst zu beziehen. Was ist es für ein Gefühl, das eigene Schaffen letztlich selbst in Händen zu halten?

Es ist nach wie vor ein etwas ungewohntes Gefühl, grade weil es die erste Veröffentlichung ist, für die ich selbst verantwortlich bin und die mein Signum trägt.  Es gab zwar vorher bereits CDs, auf denen ich mitgewirkt habe,  aber das jetzt ist doch etwas völlig anderes.  Ich bin einfach stolz.

Der ursprünglich kolportierte Releasetermin seitens Self Mutilation war der 30.05., wurde anschließend allerdings nach hinten korrigiert - ein derzeitig wohl kleiner Trend. Ebenso, dass auffallend viele Künstler aus dem groben Bereich Post-Black Metal bei, am Genre gemessen, mehr oder minder namhaften Labels wie SMS oder Pest unter Vertrag genommen werden. Wie kam es im Fall INFINITAS zur Zusammenarbeit mit SMS?

Ich kenne Self-Mutilation-Services als Label schon länger und besitze auch diverse Veröffentlichungen und war stets von deren Qualität beeindruckt.  Somit gab es kein langes Überlegen – ich habe bei ihm angefragt und nach kurzer Zeit war der Deal beschlossen.

Das Verschieben der Termine, so ärgerlich es auch ist, mag schon hier und da seine Gründe haben.  Im Nachhinein trage ich ihm das nicht nach, da das Ergebnis vollends zufriedenstellend ist und darauf kommt es ja letztendlich an.  Welches Label dabei nun das beste ist, muss jede Band für sich entscheiden, ich bin mit SMS zufrieden und könnte mir eine „gemeinsame  Zukunft“ vorstellen, habe mich allerdings noch nicht endgültig entschlossen.

Thorn - all guitars, vocals, bass and samples


Im Französischen bedeutet Ardeur sovielwie "Eifer". Ich persönlich versuche gerne, das Cover mit Titeln, Namen und Musik in Einklang zu bringen, was sich in diesem Fall - auch aufgrund der leider fehlenden Lyrics im Booklet - nicht immer als einfach erweist. Wie würdest Du Ardeur beschreiben? Gibt es einen roten, eifrigen Faden?

Mit dem Begriff „Ardeur“, der nicht nur als „Eifer“ zu übersetzen ist - viel mehr in der Betrachtung als Elan, Feuer, Unermüdlichkeit – verbinde ich meine Erlebnisse und Erfahrungen im letzten Jahr.  So war die CD zu Anfang nur für zwei Personen gedacht, um mit einem lästigen Kapitel abzuschliessen.

Im Großen und Ganzen handelt es vom täglichen Kampf um eigene Ideale und diese, egal vor wem, zu verteidigen und an sich selbst zu glauben. Ich musste oft schmerzlich erfahren, welche negativen Konsequenzen Entscheidungen nach sich ziehen können,  trotzdem muss man an eigenen Vorstellungen festhalten und sich nicht beirren lassen.

Mit dem Schließen des einen Kapitels, eröffnete sich mir nun ein neues und mit steigendem Zuspruch und Interesse  entschloss ich mich, auch andere Menschen an den Gefühlen und der Musik teilhaben zu lassen, sofern sie diesem Fühlen vertraut  und willig sind.

Die komplette CD wurde an wenigen Tagen aufgenommen, auch wenn die Riffs an sich schon länger in meinem Kopf herumirrten, verlief das ganze doch eher als „Hau-Ruck“ Aktion.  Somit sind weder die Texte, noch die musikalische Umsetzung völlig ausgereift.  Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich es sicherlich anders gestalten, aber als Momentaufnahme meiner damaligen Gefühlswelt bildet es für mich ein stimmiges Ganzes.  Und ich denke, es ist ein guter Start für meine Reise mit INFINITAS.

Heutzutage werden Künstler schnell in Schubladen geschoben, Dann und Wann gar neue Genre für einzelne Vertreter erfunden, um sie kategorisieren zu können. Würdest Du meiner eingangs erwähnten Bezeichnung "Post-Black" zustimmen? Lässt sich INFINITAS überhaupt verschubladen?

Schubladen setzen Grenzen, und bei welcher Band wäre das verwerflicher, als einer die sich mit „Unendlichkeit“ betitelt. Jeder soll die Musik so nennen, wie er will, aber ich will mir mit INFINITAS gerne verschiedene Türen offen lassen, weil ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen kann, wohin die Reise mich führt oder eines Tages endet.  Was jetzt nicht bedeuten soll, dass ich gedenke mich diversen seelenlosen Mainstreamszenen anzuschliessen – der Black Metal ist nach wie vor das Fundament auf dem ich baue, und das für mich unersetzlich ist.

Dem Booklet ist zu entnehmen, dass N., der  bei SHROUD OF DISTRESS ebenfalls die Schlagstöcke schwingt, die Drums auf Ardeur eingespielt hat. Wie kam es dazu? Gibt es vielleicht sogar Gedanken, eines Tages zusammen mit SHROUD OF DISTRESS die Bühne zu entern oder, etwas allgemeiner, siehst Du INFINITAS eines Tages live on stage?

N. kenne ich bereits einige Zeit und so gab es bereits vor ein paar Jahren Gedanken über eine Zusammenarbeit, die aber im Sande verliefen.  Später hatten wir wieder Kontakt und es kam zu den Aufnahmen zu „Ardeur“. Die Zusammenarbeit verlief recht gut, bis auf ein paar interne Probleme nach Abschluss der Aufnahmen, die zur jetzigen, wie bereits eingangs erwähnten Unausgereiftheit führten. Ich denke,  N. sieht das ebenso wie ich und zu einer weiteren Zusammenarbeit wird es nicht kommen, da jeder seinen Weg gehen will und wird.  Für das kommende Album habe ich mich an einen langjährigen Freund gewandt, der mit seiner Kreativität und eigenen Ideen an den Trommelstöckern, dem Album etwas Besonderes und Hochwertiges geben konnte. Man darf also gespannt sein.

Ob INFINITAS live-tauglich ist kann ich zum jetzigen Moment nicht beurteilen, es gibt einige Gedanken diesbezüglich, aber dafür fehlen mir momentan Live-Musiker, vorallem aus der näheren Umgebung, was sich allgemein als schwierig erweist. Aber selbst dann, steht ein Live-Auftritt INFINITAS‘ wohl noch in den Sternen, aber da soll unsere Reise ja hingehen, was ;-) Wie auch immer, wir werden sehen!

N. - session drums

Neben INFINITAS bekleidest Du seit 2010 zudem den Part des Live-Gitarristen bei der deutschen Black Metal-Legende NARGAROTH und bist demzufolge vermutlich viel rumgekommen. Wie ist es, mit NARGAROTH zu touren? Gibt es Anekdoten/Erfahrungen, die es besonders wert sind, erzählt zu werden?

NARGAROTH habe ich viel zu verdanken, nicht nur der Person dahinter, sondern auch der Musik selbst. Die Eindrücke, die ich sammeln konnte, beim Touren und bei Liveauftritten sind stets besonders und für mich zum Teil immernoch nicht fassbar, da so viele Eindrücke auf mich niederprasselten, aber man arrangiert sich damit. Ich hoffe einfach, dass ich noch lange  an all dem teilhaben darf, denn es ist zu einem sehr wichtigen Teil in meinem Leben und meinem Selbst geworden. Auch wenn es oft schwer und anstrengend ist, lohnt sich jede Mühe.

Die Konzerte in Süd-Amerika sind für mich noch einmal eine ganze Ecke krasser und intensiver als alles, was ich bis dahin kannte. Die Leidenschaft und Dankbarkeit der dortigen Fans ist unvergleichbar mit den hiesigen lustlosen, mitwippenden, biertrinkenden „Glotzer“-Fans, wie es die Deutschen vorwiegend sind. Der deutsche Markt ist einfach übersättigt, so weiss kaum einer noch ein gutes Metalkonzert zu schätzen.

Über diverse Medien ist bereits der Track "Ein Paradies das ich fand" zu hören, welches sich auf "Journey to Infinity" wiederfinden wird und 2012 erscheinen soll. Ist bereits ein Label für die Veröffentlichung gefunden?

Mir schwirren da so einige durch den Kopf, will mich aber noch nicht festlegen und kann deshalb nicht viel dazu sagen. Es wird auf jeden Fall eine limitierte Sonderauflage geben, über deren Umfang ich mir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ganz schlüssig bin.

Musikalisch scheint die kommende Langrille einen etwas anderen Weg einzuschlagen als den, den "Ardeur" geebnet hat. Zwar birgt auch das Cover zu "Journey to Infinity" eine gewisse Urbanität, wirkt gleichzeitig aber etwas "spaciger", wie das gesamte Artwork. Auch besagter Track scheint sich vom grauen, tristen Großstadtleben zu lösen.

Journey to Infinity [2012]




Damit greifst du bereits das Hauptthema des Albums auf. „Journey to infinity“ ist eine Geschichte, die sich in die verschiedenen Songs aufsplittet. Begonnen von der Ablehnung und Abkehr urbaner und gesellschaftlicher Zustände in die Ferne der Träume und Gedanken, vorbei an Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen bis hin zum Trostfinden in der Abgeschiedenheit der Natur und dem eigenen Selbst. Denn dieses gilt es zu finden, um mit sich Eins zu werden und nicht in der Unendlichkeit zu versinken... sich ihr aber doch hingeben zu können.

Nun, wo ich die - überaus stimmigen - Cover bereits mehrfach erwähnte: entworfen hat sie ZDE, ein wiederkehrender Name des Schaffenskreises INFINITAS'. Obwohl Du erst kürzlich via Facebook hast verlauten lassen, einzig festes Mitglied bei INFINITAS zu sein - gehört sie mit zum Stamm?

INFINITAS ist meine Vision und mein Ausdrucksmittel. Dennoch ist sie mein größter Kritiker und engster Verbündeter und solange sie den Wunsch hat, ein Teil von mir und Infinitas zu sein, wird sie hier und da meine Werke mit ihrem Wirken bereichern.


ZDE - lyrics, artwork, design, female vocals [gleichzeitig das Motiv für das Gratisposter für Käufer aus Deutschland/Europa, lim. 50]

Ich finde ja, dass es unabdingbar ist, Musik und Bild zur Einheit werden zu lassen, um ein ästhetisches Gesamtpaket zu ergeben. Was bedeutet Dir die Gestaltung eines Tonträgers?

Die Gestaltung bedeutet mir sehr viel, denn erst mit der (foto-)grafischen Umsetzung entsteht ein Gesamtpaket. Ein interessantes Cover kann dem potentiellen Hörer einen Einblick geben, was er erwarten kann und Interesse wecken. Oft genug hielt ich langweilige und vorallem lieblose Booklets in den Händen, da kann die Musik noch so gut sein, etwas fehlt doch. Somit schenke ich der Gestaltung ebenso viel Zeit und Mühe. Alles andere wäre eine Schande für die Musik.

Oftmals ist es so, dass Black Metal-Acts selbst kaum bis gar keinen (Black-) Metal (mehr) hören. Siehst Du Dich selbst im Black Metal verwurzelt? Woher beziehst Du Deine musikalische Inspiration?

Der Black Metal ist ein unersetzlicher Teil meines Lebens und wird das immer sein. Trotzdem reicht mein Musikgeschmack vom Black Metal bis zur Country Musik. Ich lasse mich durch alles inspirieren, was mir zu Gehör kommt und was meine Augen erblicken. Natürlich findet man auch hier und da in dem Schaffen anderer Musiker Funken für eigene Gedanken und neue Inspirationen. Ich versuche aber, meinen eigenen Weg zu gehen und mir selbst treu zu bleiben, denn wozu soll ich wieder und wieder bereits vorhandene Musik kopieren und bereits Erzähltes aufwärmen?!

Damit wären wir auch schon fast am Ende angelangt. Zeit für einen kleinen Ausblick, was erwartet die INFINITAS-Fans anno 2012?

Ich hoffe, einige Fans teilen bereits meine Vorfreude auf das erste Album, welches, so wie ich es bisher geplant habe, im Frühling bzw. Sommer veröffentlicht werden soll. Ab und wann finden sich auf Myspace oder Facebook bereits einige musikalische Appetitanreger, ein Blick lohnt sich also jederzeit!

So  schließt sich der Kreis. Ich bedanke mich recht herzlich für ein ebenso interessantes wie aufschlussreiches Interview! Letzte Worte, die Du unseren Lesern mitteilen möchtest?

Jeder, der willig ist, kann ein Stück Unendlichkeit in sich spüren.  Die, die nicht willig sind, müssen sich mit dem tristen Abbild ihrer selbst zufrieden geben -  Ich habe mich diesem längst abgewandt. Nun ist es an jedem selbst, seinen Weg in dieser und aus dieser Welt zu finden...



Tracklist "Ardeur"


1.


17.02.


     [1:11]
2.Ardeur     [2:36]
3.Ruine     [5:07]
4.Illusion     [3:13]
5.Mein einsam letztes Lied     [5:42]
6.Grauer Morgen     [2:50]
7.Der letzte Sonnenaufgang (Bonus)     [9:18]
Total playing time    29:57



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